📌 Stellenausschreibung: Generalkoordinator/in 🚶 MINETT TRAIL - 90 km Wanderweg durch unser Biosphärenreservat 🍒 Tutti Frutti - Gratis Obst aus Minetter Obstgärten
arrow
quote quote

Internationales Treffen von Modellregionen

Nachhaltige Transformation im Fokus: Delegationsbesuch aus Österreich und der Slowakei in der Minett UNESCO Biosphere.

Im Rahmen des Interreg-Projekts „CoDeMoRe“ (Common Development of the Model Regions) fand in Luxemburgs einzigem Biosphärenreservat, vom 8. bis 10. Oktober 2025 ,ein bedeutsamer Austausch statt. Eine Delegation aus den österreichischen Modellregionen UNESCO Biosphärenpark Wienerwald und Naturpark Rosalia-Kogelberg, dem slowakischen Geopark Malé Karpaty und der Stadt Pezinok besuchte die Minett UNESCO Biosphere.

Ziel der Prospektionsreise war es, voneinander zu lernen und gemeinsame Strategien für eine nachhaltige Regionalentwicklung in dynamischen Kulturlandschaften zu erarbeiten. Die Minett-Region, geprägt durch ihre industrielle Vergangenheit und den begonnenen Strukturwandel hin zu einem Zentrum für Wissenschaft, Natur und nachhaltiges Leben, bot den Gästen drei Tage lang Einblicke in die Transformationsprojekte des Luxemburger Südens.

Mittwoch: Ankunft der Delegation

Der erste Tag der Exkursion führte die Delegation direkt ins Zentrum der Transformation: nach Esch-Belval. Nach der Ankunft mit dem Nachtzug in Koblenz und der Weiterfahrt nach Luxemburg begann das Programm mit einem geführten Rundgang durch dieses neu entstandene Stadtviertel. Wo einst die Schlote der Stahlindustrie rauchten, erstreckt sich heute die Cité des Sciences mit dem Campus der Universität Luxemburg. Die Tour, organisiert vom „Fonds Belval“, veranschaulichte eindrucksvoll, wie zeitgenössische Architektur mit dem monumentalen industriellen Erbe harmoniert.

Ein Höhepunkt war die Besichtigung des Hochofens B, des einzigen begehbaren Hochofens in Luxemburg. Während des Aufstiegs auf eine Höhe von 40 Metern wurde der Prozess der Gusseisen- und Stahlherstellung lebendig erklärt. Von der Gichtplattform aus bot sich den Teilnehmern ein spektakulärer Panoramablick über das neue Stadtviertel und die umliegende Landschaft – ein Symbol für den weiten Weg, den die Region vom Industriezeitalter in die Zukunft zurückgelegt hat.

© Minett UNESCO Biosphere

Am späten Nachmittag wurde die Delegation im Naturschutzzentrum Ellergronn, dem offiziellen Sitz der Minett Biosphere, feierlich empfangen. Prominente Vertreter aus der Politik, darunter Tourimusminister Lex Delles, Christian Weis, Bürgermeister von Esch-sur-Alzette und Präsident der Minett UNESCO Biosphere, sowie Simone Beck, Präsidentin der Luxemburgischen UNESCO-Kommission, begrüßten die Gäste.

Minister Delles unterstrich, dass die Orientierung zum Gedenktourimus eine einmalige Chance bietet, um die Traditionen der Minett-Region touristisch aufzuwerten. Christian Weis betonte in seiner, dass der Austausch zwischen Modellregionen nicht nur Projektideen und Initiativen zur nachhaltigen Entwicklung von Regionen fördere, sondern auch eine Möglihckeit darstellen, den transnationalen und europäischen Gedanken in konkreten Projekten zu verwirklichen. Ein geführter Besuch der Dauerausstellung „Transition Now“ rundete die ersten Eindrücke ab, bevor der Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklang.

© Minett UNESCO Biosphere

Donnerstag: Zwischen Steinen und Biodiversität

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Luxemburger Bergbaugeschichte und der beeindruckenden Renaturierung ehemaliger Abbaugebiete. Der Vormittag begann mit einer außergewöhnlichen Zugfahrt: Mit der historischen Grubenbahn „Minièresbunn Doihl“ fuhr die Delegation von Lasauvage aus direkt in den Stollen bis nach Fond-de-Gras. Die Fahrt bot authentische Einblicke in die harte Arbeit unter Tage und die Bedeutung des Eisenerzabbaus, der die Region über ein Jahrhundert lang prägte.

Im Freilichtmuseum Fond-de-Gras angekommen, führte die Direktorin des Minett Park, Robyn Wehles, durch das Areal und erläuterte die Geschichte des Ortes, der einst ein pulsierendes Zentrum der Eisenerzabbaus war. Hier bekamen die Gäste aus Österreich und der Schweiz auch das Konzept des 90 Kilometer langen Minett Trails und seiner „Kabaisercher“ erklärt, mit dem nachhaltiger, immersiver Tourismus im Biosphärenreservats Luxemburgs gefördert wird.

© Minett UNESCO Biosphere

Nach einem Mittagessen mit der lokalen Spezialität „Gromperekichelcher“ im Restaurant „Bei der Giedel“ erlebte die Gruppe die Naturseite des Wandels hautnah. Eine Wanderung, in Begleitung des lokalen Försters Christian Berg, führte über den geologischen Entdeckungspfad „Giele Botter“, der sich durch die Kernzone des Biosphärenreservats zieht. Auf dem Rundweg durch das ehemalige Tagebaugebiet wird die geologische Entstehungsgeschichte der Minette-Erze erklärt, die vor 150 Millionen Jahren in einem Meer abgelagert wurden. Nachdem der Abbau 1977 eingestellt wurde, hat sich die Natur das Areal schrittweise zurückerobert und eine einzigartige Landschaft aus zerstörter und neu entstandener Flora und Fauna geschaffen.

Dieser Kontrast machte deutlich, wie Resilienz und gezielte Schutzmaßnahmen, wie regelmäßige Entbuschung und die Bekämpfung invasiver Pflanzenarten, eine zerstörte Industrielandschaft in ein wertvolles Naturschutzgebiet verwandeln können.

Freitag: Gemeinsame Strategien und die Zukunft des Wohnens

Der letzte Tag war dem direkten Austausch und der Planung zukünftiger Kooperationen gewidmet. Im Naturschutzzentrum Ellergronn kamen die Delegationen zusammen, um ihre Erfahrungen zu teilen und die Ziele des CoDe-MoRe-Projekts zu vertiefen. Die Präsentationen verdeutlichten die gemeinsamen Herausforderungen der Partnerregionen, die alle in der Nähe boomender Metropolen liegen und vom Klimawandel sowie Siedlungsdruck betroffen sind. Ziel des Interreg-Projektes ist die Entwicklung eines gemeinsamen Strategieplans, der auf dem Austausch von Best Practices und der Schaffung dauerhafter Einrichtungen für Umweltbildung basiert.

Anschließend folgte ein Blick in die Zukunft des Städtebaus mit der Besichtigung von „Metzeschmelz“. Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks zwischen Esch und Schifflingen entsteht in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein komplett neues, energieneutrales und nachhaltiges Stadtviertel. Das von der Entwicklungsgesellschaft AGORA geplante Quartier setzt auf innovative Mobilitätskonzepte, die den Autoverkehr minimieren, sowie auf eine zirkuläre Ressourcennutzung bei Energie und Wasser.

Beate Heigel, die als Chef-Architektin bei AGORA tätig ist, erklärten den 45 Gästen den Masterplan des neuen Viertels und ging auf die wichtigsten Herausforderungen in der Umwidmung dieser über 60 Hektar großen Industriebrache ein. Prägende Elemente des alten Stahlwerks werden bewusst erhalten und integriert, um eine Brücke zwischen industrieller Vergangenheit und nachhaltiger Zukunft zu schlagen. Mit diesen visionären Eindrücken endete der Besuch, und die Delegation trat die Rückreise nach Koblenz an, um von dort mit dem Nachtzug nach Wien zurückzukehren – im Gepäck eine Fülle an Inspirationen für die eigene regionale Entwicklung.

© Minett UNESCO Biosphere